Hannes Boehringer: Einführung zur Ausstellung „Dörte Eißfeldt: dog.god“, Marstall Schloss Ahrensburg, 2006

Schwankend, ob die Welt eher fest oder eher flüssig ist, schaukeln wir sie aus dem alltäglichen Gleichgewicht in einen Zustand, anders gesagt: in eine Schwingung, die man Kunst oder Philosophie nennen könnte, einen Bereich großer Temperaturunterschiede, des momentanen Übergangs von fest zu flüssig und flüssig zu fest, Architektur mit fließenden Steinen, mit Wasser in Stücke gesägt.

Die Welt ist fest und flüssig.

Katastrophen reißen uns gelegentlich aus dem Alltag, wenn ein Berg flüssige Steine spuckt, oder wenn bei einem Aufprall aus großer Höhe das Meer hart wie Marmor wird. Der Einfachheit halber, um die Orientierung nicht zu verlieren, haben wir unseren Alltag wohltemperiert: es gibt das eine und das andere, Berge und Meere, das eine ist fest, das andere flüssig.

Ist die Gesundheit die richtige Mischung und der gute Fluss unserer Säfte oder die richtige Kopie unserer Zellen und deren Bausteine?
Überzeugungen schmelzen in der Hitze dramatischer Ereignisse oder werden in langen Erfahrungen aufgeweicht, und Neigungen verhärten sich zu Charaktereigenschaften.

Wir selbst sind keine Ausnahmen.

Im still gestellten Augenblick werden Meereswellen Gebirgsmassive mit Schneefeldern und Lawinenabgängen, und rafft man genug Zeit zusammen, türmen sich Meereswogen auf, die in der Verwitterung wieder abebben. Es muss nur heiß genug sein, da schmelzen Steine und verdampfen zu Wolken, Gischt und Schaumflocken.

Alles wäre eine Frage der Temperatur, der Temperierung von Wärme und Zeit.

Wer weiß, ob nicht die Welt insgesamt Welle und Körper ist: als Welle Schwingung, Rhythmus, Musik und als Körper Architektur, und ist die nicht „gefrorene Musik“?

Ist die Materie Körper oder Welle oder beides zugleich?
Vielleicht zeigt sich, dachte man, am Äther die Natur der Materie überhaupt.

Hat nicht auch der Äther, die feinste Materie, Lichtnatur: Wellen- oder Korpuskelcharakter?
Das Licht erscheint im Äther, sagte man.

Sind es Wellen oder kleinste Körper: Korpuskel, Partikel, Teilchen?

Was ist Licht?

Photographie: Lichtzeichnung. Was ist Licht? Sind es Wellen oder kleinste Körper: Korpuskel, Partikel, Teilchen?
Das Licht erscheint im Äther, sagte man.

Hat nicht auch der Äther, die feinste Materie, Lichtnatur: Wellen- oder Korpuskelcharakter? Vielleicht zeigt sich, dachte man, am Äther die Natur der Materie überhaupt. Ist die Materie Körper oder Welle oder beides zugleich? Wer weiß, ob nicht die Welt insgesamt Welle und Körper ist: als Welle Schwingung, Rhythmus, Musik und als Körper Architektur, und ist die nicht „gefrorene Musik“?

Alles wäre eine Frage der Temperatur, der Temperierung von Wärme und Zeit. Es muss nur heiß genug sein, da schmelzen Steine und verdampfen zu Wolken, Gischt und Schaumflocken. Im still gestellten Augenblick werden Meereswellen Gebirgsmassive mit Schneefeldern und Lawinenabgängen, und rafft man genug Zeit zusammen, türmen sich Gebirgswogen auf, die in der Verwitterung wieder abebben.

Wir selbst sind keine Ausnahmen.

Überzeugungen schmelzen in der Hitze dramatischer Ereignisse oder werden in langen Erfahrungen aufgeweicht, und Neigungen verhärten sich zu Charaktereigenschaften.

Ist die Gesundheit die richtige Mischung und der gute Fluss unserer Säfte oder die richtige Kopie unserer Zellen und deren Bausteine? Der Einfachheit halber, um die Orientierung nicht zu verlieren, haben wir unseren Alltag wohltemperiert: es gibt das eine und das andere, Berge und Meere, das eine ist fest, das andere flüssig.

Katastrophen reißen uns gelegentlich aus dem Alltag, wenn ein Berg flüssige Steine spuckt, oder wenn bei einem Aufprall aus großer Höhe das Meer hart wie Marmor wird. Die Welt ist fest und flüssig je nach Temperament und Temperatur.

Schwankend, ob die Welt eher fest oder eher flüssig ist, schaukeln wir sie aus dem alltäglichen Gleichgewicht in einen Zustand, anders gesagt: in eine Schwingung, die man Kunst oder Philosophie nennen könnte, einen Bereich großer Temperaturunterschiede, des momentanen Übergangs von fest zu flüssig und flüssig zu fest: Architektur mit fließenden Steinen, mit Wasser in Stücke gesägt.